Eindämmung der Neophyten in der Eifel
Neophyten sind Pflanzen- oder Tierarten, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 zu uns, zum Beispiel in die Eifel, kamen. Dieser Zeitpunkt wurde gewählt, da seitdem ein reger Handel zwischen den Kontinenten stattfindet und viele gebietsfremde Arten bei uns eingeführt wurden. Zahlreiche Neophyten sind bewusst bei uns eingebrachte Nutz- oder Zierpflanzen, z.B. die Kartoffel mit Heimat in Südamerika oder die Ross-Kastanie, die aus dem Balkan stammt. Unter den bewusst eingebrachten Pflanzen finden sich auch Pflanzen, die durch ihre Besonderheiten das hiesige Gleichgewicht stören. Als störend kann zum einen ein besonders starker Verdrängungscharakter angesehen werden und zum anderen Eigenschaften, die Mensch und Tier Schaden zufügen können. Die „Schwarze Liste“ enthält die Neophyten, bei denen es belegt ist, dass sie negative Auswirkungen in einem Bezugsgebiet auf die dort heimischen Arten oder Lebensräume haben. Die „Schwarze Liste“ unterteilt sich in eine Warnliste und in eine Aktionsliste. Die Warnliste beschreibt gebietsfremde Arten, die wild in Deutschland noch nicht vorkommen. Weiter gibt es noch die Managementliste. Sie enthält gebietsfremde Arten die sehr großräumig vorkommen oder die kleinräumig vorkommen und keine geeigneten Sofortmaßnahmen existieren. Wenn eine Neophyte einen besonderen Verdrängungscharakter gegenüber einheimischen Arten zeigt, spricht man von einer „invasiven Art“. Zu erwähnen seien noch die unbewusst eingebrachten Pflanzen, die zum Beispiel durch Verunreinigung des Saatgutes Einzug hielten. Da jede Pflanze einen ihr eigenen Verbreitungscharakter hat, wird im folgenden auf zwei besonders auffällige Pflanzen eingegangen. Zum einen der „Riesen-Bärenklau“ und zum anderen der „Japanische-Staudenknöterich“.
Die Heimat des „Riesen-Bärenklau“ ist der Kaukasus. Er wurde absichtlich im Jahr 1828 und 1893 in Großbritanien sowie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland als Zierpflanze eingeführt. Der „Riesen-Bärenklau“, auch als Herkulesstaude bekannt, ist eine „invasive Pflanze“ welche in der Schwarzen- und in der Managementliste aufgeführt wird. Er ist eine 2-5m hohe Staude. Seine Blätter mit 3-5 teiligen Abschnitten können bis über einen Meter lang werden. Der Blütenstand ist tellerförmig und hat einen Durchmesser von bis zu 80 cm. Die Blüten sind weiß bis rosafarben. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Sein Lebensraum sind Fluss- und Seeufer, Waldränder, Waldlichtungen und Grünlandbrachen. Als Gefährdung wird die Abdunklung der Bodenschicht gesehen und damit ein Rückgang der Krautschicht. Kreuzungen mit dem „Wiesen-Bärenklau“ und damit eine Störung der Vegetationszusammensetzung sind bekannt. Der Verdrängungscharakter ist durch die hohe Vermehrungsrate sehr deutlich. Der Saft der Pflanze wirkt bei Hautkontakt phototoxisch, das heißt, bei Sonneneinstrahlung entfaltet sich erst die ganze Kraft des Gifts und führt zu schweren Verbrennungen. Was tun? Großflächige Bestände sind zu fräsen oder bis zu sechs mal vor der Blüte und Samenbildung zu mähen. Dabei sollten die Blütenköpfe gesondert im Restmüll entsorgt werden. Eine Beweidung ist möglich. Kleine Bestände können durch Ausgraben bekämpft werden, oder durch Abschneiden der Blütenstände vor der Samenbildung.
Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt der „Riesen-Bärenklau“ die Behörden. „Der Landkreis Vulkaneifel“ hat in den letzten Jahren durch verschiedene Aktionen versucht die Verbreitung einzudämmen. Es gab verschiedene Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Jobcenters der Kreisverwaltung Vulkaneifel, bei denen über längere Zeiträume viele Flächen, insbesondere entlang der Kyll, „gesäubert“ wurden. Es gab auch in der Vergangenheit bereits einen Einsatz der Bundeswehr, bei dem die Pflanzen suksessive entlang des Baches entfernt wurden. Zur Zeit fehlen Mittel, wie Arbeitskräfte und entsprechende Fördergelder um die Maßnahmen zu wiederholen. Die oberste Naturschutzbehörde des Landes Rheinland-Pfalz sagt schon seit Längerem, dass der Kampf gegen die Ausbreitung des „Riesen-Bärenklau“ als verloren gilt. Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Vulkaneifel vertritt die Auffassung, dass die Ausbreitung dieser Pflanze auf biotopisch wichtigen Naturschutzräumen eingedämmt beziehungsweise verhindert werden sollte.
Nun zum „Japanischem-Staudenknöterich“ dessen Heimat China und Ostasien ist. Er wurde als Zierpflanze 1823 zuerst in den Niederlanden und dann 1872 in Deutschland eingebracht. Er wurde als Viehfutter, Wildäsung und Böschungsbefestigung genutzt. Der „Japanische-Staudenknöterich“, ist eine invasive Pflanze die in der Schwarzen- und in der Managementliste aufgeführt wird. Der „Japanische-Staudenknöterich“ ist eine Staude, welche bis zu drei Meter hoch wachsen kann. Er hat kräftige Stängel und blüht von August bis Oktober. Er findet sich in den Flußtälern und an größeren Bächen. Die Gefährdung entsteht durch Verdrängung heimischer Pflanzen- und Insektenarten durch Aufbau dichter Dominanzbestände. Der stark industrialisierte Raum Aachen/Stolberg/Eschweiler scheint ein Ausbreitungszentrum des „Japanischen-Staudenknöterich“ darzustellen. Vieles deutet darauf hin, dass lokale Ausbreitung bzw. Verschleppung von Standorten außerhalb der Auen bzw. Ufer größere Bedeutung hat als die lineare Ausbreitung entlang der Gewässer. Was tun? Die Bekämpfung ist sehr teuer und in vielen Fällen nicht praktikabel. Ein metertiefes Ausgraben der Wurzeln bietet keine Garantie für eine konsequente Beseitigung. Durch Abmähen gelingt es, die Knöterich-Arten bedeutend zu schwächen. In den ersten Jahren sind bis zu acht Schnitte erforderlich. Eine weitere Methode beginnt damit zuerst das Blattwerk mit einem sanften Strahl kochend heißem Wasser aus einem Sprührechen langsam und intensiv einzureiben. Deutlich sichtbar knickt das Blattwerk durch die Heißwasserbehandlung ein. Anschließend werden mit einer zehn Zentimeter tiefen Injektion mittels einer spitzen Wasserlanze die Wurzeln behandelt. Dies sorgt für ein Absterben. Die Behandlung im oberen Bereich der Wurzeln schädigen diese Pflanze bis in die tiefsten Spitzen hinein. Alle Maßnahmen haben zu berücksichtigen, dass der Energievorrat der Pflanze vor allem in den unterirdischen Teilen eingelagert ist. Die Entfernung oberirdischer Pflanzenteile kann deshalb nur über einen sehr langen Zeitraum zu einem Rückgang der Bestände führen.
Beide Neophyten, der Riesen-Bärenklau und der „Japanische-Staudenknöterich“ werden unser Landschaftsbild wohl nachhaltig verändern. Es sei denn man entwickelt eine gemeinsame Strategie zur Eindämmung. Die Stadt Monschau, die Gemeinde Simmerath, die Gemeinde Roetgen und die biologische Station der Städteregion Aachen haben als Untere Naturschutzbehörde im vergangenen Jahr einen runden Tisch gebildet. Unter Koordination der biologischen Station sollen die Kommunen im Rahmen ihrer Wege- und Grünflächenpflege Neophyten entfernen. Auch Du kannst was tun, Stichwort heimischer Garten: Dringend bitten die Kommunen und die Bio-Station die Bevölkerung darum, bei der Beseitigung der Eindringlinge auch auf privatem Grund und Boden mitzuhelfen, ihre Grundstücke auf Vorkommen von Neophyten zu überprüfen und im Einzelfall die Beseitigung mit der biologischen Station abzustimmen.